BAD ALCHEMY – BA 78 rdb, 22. Jul 2013
AB-HINC – Farkhülse Fist Reconfigurations (Widerstand Records, WS16/LP4, 2 x 12″): Natürlich Graz, schon wieder Graz. 1997 ist dort bei Widerstand Records Farkhülse Fist herausgekommen, zwar ein Broken-Beat-Hammer, aber doch etwas abseits der Speedcore-Schiene, die Eiterherd an sich fuhr. Der da seine Faust schwang, war Nikos Zachariadis unter seiner Tarnkappe Ab-Hinc. Als Opcion ist er gerade einer der Remixer von Pures No End Of Vinyl (Crónica) gewesen. Und um Remixe geht es auch hier. Als Rekonfigurierer seines Sixpacks konnte er, 15 Jahre danach, natürlich Pure gewinnen, der Ab-Hincs Downbeat weiter entschleunigt und entgrätet und mit gurgelnder ‚Red Room‘-Stimme ins Unheimliche anschwellen lässt. Mit knarzenden Lauten und unscharfen Hieben scheucht er Fledermäuse auf. Kovert dreht als ein alter Shock-Effect-Praktiker an knurrigen Korgschrauben, während in dystopischer Düsternis sein Breakbeatgewitter zuckt. Der in-dust.org-Organisator und Auslebfeldbesteller Christian F. Schiller lässt als chfs eiserne Kügelchen in einer Auslaufrille kreiseln und dazu ganz, ganz allmählich Gedröhn anschwellen, beides in stoischer Monotonie. Widerstand-Macher Eiterherd furzt danach feucht und schweflig in einer lethargisch-martialischen Symphonie aus gedämpften MG-Stakkatos, wooshenden Schlägen und Darkbeats, müder als der müde Tod. Der selbst schon kreuzweise geremixte Slobodan Kajkut = Kajkyt legt dumpfes Tamtam über einen grummelnden Fond bis zum unheimlichen Beinahestillstand. Opcion selbst setzt einen ebenfalls einer solchen dunklen Leere aus, einem Dröhnen, das im Anschwellen unscharfe Schnitte und plötzlich doch ein gewaltiges Brausen zeitigt, das krumm zischende Beats ausspuckt und nach einem Schnitt zuerst mit hohem Tempo dahinstottert, aber bald erschlafft bis zum Herzstillstand. Shiver Electronics, ein Wiener Anonymus mit Widerstandserfahrung, überrascht mit orchestralem Pathos, das mahlende, raunende und eiernd kaskadierende Beatboxerbeats ausstößt. Zuletzt dreht dann Ralf Freudenberger die Schraube noch etwas tiefer in dystopisch stagnierende, knarzende Gefilde, in dem ein Schnurren umeinander schweift und mehrmals Überreichweiten von medialen Botschaften einbrechen, Radiofetzen oder paranormale Stimmen, gefolgt von einem abgestumpften Flattern, Detonationen und zuletzt einem schwächlichen Sirren. Die Breakcorewelt, wie sie mir durch etwa Panacea und Venetian Snares bekannt ist, zeigt hier nur noch ihren entropischen Rattenschwanz. Ich halte das für eine mehr als nur formale Aussage. [BA 78 rbd]
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AD NOISEAM / Berlin:
After five years of silence, the return of Widerstand Records is very welcome over here, as while this Austrian label was never the most prolific one out there, it was always a sign of quality. No exception this time with this remix double LP of AB-Hinc’s cult (and 1997-released) „Farkhülse Fist“. On remix duties are a bunch of Widerstand (and allied) artists: Eiterherd (of course), Pure, Kovert, Shiver Electronics, Kajkyt, AB-Hinc himself under his Opcion moniker and others re-interpret Ab-Hinc’s original, with their new tunes ranging from dark drones to massive, somber beats or, at times, some syncopated breakcore. The atmospheres are heavy, the sounds gritty, the overtones dark, and the production clever. Very recommended.
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AB-HINC – FARKHULSE FIST RECONFIGURATIONS (2LP by Widerstand Records)
Back in 1997 I missed out upon the 12″ called ‚Farkhüsle Fist‘ by Ab-Hinc, perhaps because I wasn’t part of any speedcore movement, like Widerstand Records was. I understand that record was also an odd ball for the label, being downtempo and atmospheric. Like it happens with cases like this, it’s hard to judge the remixes if you don’t know the original. Actually I played the record before reading the press text and I assumed it was all by one artist, who enjoyed lengthy cuts of atmospheric sound to bounce off in dark, chopped up hop beats and more abstract fast rhythm material. All of this, no matter how form it takes, sounds very digital in my ears. The deep bass sound rumbles mighty deep, the drum patterns bang like steel on steel. I believe this to be part of subculture, which I hardly think is mine. I quite enjoyed this record, these reconstructions, but found them at the same time quite remote, cold and distant. I couldn’t envisage myself dancing to this, but then that might not be the objective goal of this record. It’s enjoyable, and that’s important. (FdW)
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TOOLBOX / Paris:
A lot to say here… First lets welcome Widerstand back on the Vinyl scene, after 5 years… Second this 2x LP brings only new versions of the Widerstand 04, dating from 1997… And this LP only invites musicians who participated to the Widerstand 04 edition… So this is a very conceptual album. But this is not all… This LP is 333 copies and plays 33.3 RPM… but this not all again^^ Here, the sleeve is printed outside and inside… Well, what else to say : it’s a superb record that all experimental music lover who are not stupid enough to follow some hype or some musical ghetto should get. This is a real artwork and toolbox is very proud to carry it ! Thank You !
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DATACIDE 13 – Record Reviews by Zombieflesheater, Oct. 2013
After 5 years of silence Widerstand returns in collaboration with Wire Globe for a 2×12” remix album. The original material was experimental downtempo breaks with a dark depressed feeling, released as Widerstand 4 in 1997. Pure, Kovert, Eiterherd, chfs, Kajkyt, Opcion(Ab-Hinc), Shiver Electronics and Freudenberger now put there hands on it, resulting in 8 long, dark sound experiments between drones,dark ambient and illbient like beatconstructions. A really good atmospheric soundscape, just the one dubstep remix sounds a bit out of place for my taste. “The digital version will be extended from time to time with additional reconfigurations.” is written on the labels relaunched website.
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KULTURTERRORISMUS, Jan. 2014
Kein Release erhielt in den letzten Monaten mehr Aufmerksamkeit als “Farkhülse Fist Reconfigurations” von AB-HINC, wo PURE, KOVERT, EITERHERD, CHFS, KAJKYT, OPCION, SHIVER ELECTRONICS & FREUDENBERGER elektronische vielfältige Remixe der Originalstücke eröffnen, welche allesamt auf ihre Art & Weise zu überzeugen wissen.
Gleich dem Original “Farkhülse Fist” (1997) erblickte auch “Farkhülse Fist Reconfigurations” (als limitierte (333 Kopien) DLP) das Licht der Welt über das Grazer Label WIDERSTAND RECORDS, das GWAL & EITERHERD 1996 ins Leben riefen, um unkonventionelle Tonkunst ohne kommerziellen Hintergedanken und mit politisch korrekter Attitüde (Mein Herz schlägt LINKS!) zu fördern.
Um der großen Diversität der 8 Tracks auf “Farkhülse Fist Reconfigurations” Rechnung zu tragen, bleibt nur die explizite Einzelvorstellung sämtlicher Remixe, ansonsten geht das entscheidende Merkmal dieser DLP unter!
Zum Auftakt transformierte der Wahlberliner mit österreichischen Wurzeln PETER VOTAVA unter seinem bekanntesten Projektnamen PURE das AB-HINC Ausgangsmaterial zu einer mysteriösen wie erdrückenden Soundcollage aus Droneschleifen, in der eine Rückkopplung defacto den Ton dominiert.
KOVERT aus England verarbeitete AB-HINC‘s Tonspuren zu einer langsamen Breakcore meets Drum ‘N’ Bass Nummer, deren Rhythmik in Kombination mit den fließenden Atmosphären für eine chillige Stimmung sorgt, die sicherlich auch in einschlägigen Szenebars Anklang fände.
EITERHERD aus dem Hardcore-/ Gabber Bereich “verwurstet” AB-HINC zu einer schleppenden Darktechnovariante (inklusive experimenteller Effekthaschereien), welche phasenweise an VIRGIL ENZINGER gemahnt.
CHRISTIAN F. SCHILLER alias CHFS kredenzt eine minimalistische Veredlung von AB-HINC, innerhalb der leichte Beats und eine übergeordnete Droneschleife das komplette Geschehen bestimmen.
(SLOBODAN) KAJKUT bastelte mittels der AB-HINC Sequenzen eine mitnehmende Illbient Version, die sich aus Dub Beats und berauschende Atmosphären mit teilweise noisigen Touch zusammensetzt.
Auch der Kopf hinter AB-HINC NIKOS ZACHARIADIS lässt es sich nicht nehmen, einen neuen Aufguss seines Materials zu offenbaren, den er mit seinem Projekt OPCION erstellte. Abstrakter Drone Ambient + Breakcore Beats dürfte die richtige Bezeichnung für seine Überarbeitung sein, die vor allem durch derbe Intensität auffällt.
SHIVER ELECTRONICS verformten AB-HINC in Richtung verquaster Breakcore, der durch atmosphärische Momente an Melodiösität gewinnt, welche absolutes Wohlgefallen in den Lauschern auslöst.
(RALF) FREUDENBERGER zelebriert zum Ausklang eine elektroakustisch anmutende Verformung von AB-HINC, deren drehende, knarzende wie noisige Strukturen in Richtung Old School Industrial vom Allerfeinsten tendieren.
Fazit:
Meine Person war NIE ein großer Freund von Remix-Alben wie AB-HINC’s “Farkhülse Fist Reconfigurations”, aber diese qualitativ hochwertige Vorstellung in allen Belangen überzeugt mich in Gänze – meine absolute Empfehlung! PS: Individuen, die anspruchsvolle elektronische Tonkunst in allen Schattierungen schätzen, sollten AB-HINC’s “Farkhülse Fist Reconfigurations” unbedingt ihr Eigen nennen! (RaF)
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